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Amselküken

Verfasst: Do Jun 27, 2019 14:18
von Rhönwellis
Gestern hatten wir einen Überraschungsgast, ich würde ihn euch gerne vorstellen, weil dieser Besuch mit einigen Erkenntnissen einher ging, die ich gerne weitergeben würde :)

Gegen Mittag nahm ich draußen ein lautes Piepen wahr, es klang, als käme es aus unserer Abstellkammer, dachte mir aber dann wieder "Quatsch, warum soll es darin piepen?" und dachte mir, das werden die Wellensittiche gewesen sein, bei denen stand das Fenster offen (Klingt zwar komplett anders, aber gut :lol: ). Als ich dann später mal eine Hand frei hatte, habe ich doch mal einen Blick in die Abstellkammer geworfen, das ließ mir dann doch keine Ruhe - und Tatsache: In der Abstellkammer hockte eine kleine Amsel.

Wir haben ein winziges "Fenster" (da passt maximal ein Arm durch) in dieser Kammer, wo nur noch eine Scheibe drin ist, die Amsel wird da wohl rein gehopst sein. Da ich die Befürchtung hatte, dass sie vielleicht vor einer Katze (wir haben hier im Dorf enorm viele Katzen) in die Kammer geflüchtet sein könnte, habe ich mir ein Paar Handschuhe geschnappt und die Amsel auf Verletzungen untersucht. Da war soweit alles ok, allerdings war das Brustgefieder durchnässt und die Amsel wirkte sehr erschöpft (wahrscheinlich durch die ganze Aufregung und weil sie eben nicht mehr aus unserer Abstellkammer gefunden hat), daher habe ich erstmal einen Käfig aus den Keller gekramt und ihr immerhin schonmal Wasser angeboten. Es dauerte nicht lange, da hatte die Amsel sich auch scheinbar schon wieder berappelt und ist wild durch den Käfig gehopst.

Ich war natürlich ratlos, was ich mit dem Tier machen sollte, es wirkte ja kurz zuvor noch erschöpft, war gar nicht voll befiedert und konnte nicht richtig fliegen, somit eine leichte Beute. Andererseits war sie nicht verletzt und als sie wieder etwas fitter war, wollte sie ja scheinbar schon wieder weiter. Also was tun?

Im Endeffekt konnte ich das Gehopse in dem kleinen Käfig nicht mit ansehen und hatte entschieden, sie erstmal im Garten auszusetzen und zu beobachten. Wir haben eine große Rasenfläche, mit wenig Versteckmöglichkeiten, da konnte ich erstmal gut beobachten, wie sie sich dort machen würde. 5 Minuten später war sie dann auch schon weg, nicht geflogen, sondern gehopst, aber das sehr flink. Akkustisch war sie scheinbar mit anderen Amseln in Kontakt.

Warum wollte ich das nun erzählen?
Mit Wellensittchen sind wir vertraut, mit Wildvögeln jetzt nicht unbedingt alle. Diese Ratlosigkeit, was man mit einer Amsel dann am Besten anfängt, war ein blödes Gefühl, daher möchte ich berichten, wie man denn nun in so einem Fall wie diesem richtig reagiert :)

Der Nabu verweist darauf, dass man Amselküken möglichst an Ort und Stelle belassen soll (in dem Fall der Abstellkammer natürlich nicht sinnvoll), denn Amselküken verlassen das Nest bereits, wenn sie noch gar nicht vollständig befiedert sind. Die Küken stehen dennoch durch Bettelrufe mit ihren Eltern in Verbindung und werden von diesen versorgt. Das hätte ich so nicht gewusst und eben dieser scheinbar hilflose Zustand verleitet einen dazu, dass Tier in seine Obhut nehmen, man will ja nur helfen.

Vielleicht wusste ja der Ein oder Andere das hier auch noch nicht, dann freue ich mich, dieses Wissen weitergegeben zu haben :-D

Zum Schluss noch zwei Bilder von dem Kurzbesuch:
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Re: Amselküken

Verfasst: Do Jun 27, 2019 18:09
von Franz DSV1739
Hallo Inga,

super, dass du der Amsel helfen konntest.
Ich hätte auch nicht gewusst, was zu tun ist und meine erste Aktion wäre sicher gewesen, Google zu fragen.

Danke für die Bilder

Grüße
Franz

Re: Amselküken

Verfasst: Do Jun 27, 2019 22:46
von Andrea DSV2463
Liebe Inga,

Danke für Deinen Bericht und die Bilder und prima, dass Du das kleine Amselküken befreien konntest!
Ja, man müsste sich viel mehr damit beschäftigen, was in solchen Fällen zu tun ist!
Dein Beitrag ermuntert auf jeden Fall dazu, sich mit solchen Fragen mal näher auseinander zu setzen ;)

Re: Amselküken

Verfasst: Fr Jun 28, 2019 0:42
von Neandertaler
Du hast völlig richtig gehandelt. Junge Schwarzdrosseln verlassen häuft das Nest, bevor die fliegen können. Die Eltern stehen ständig in Rufkontakt, und es gibt bestimmte Warnlaute, wenn Katzen in der Nähe sind. Anhand der Warnlaufe weiß ich und erkenne, dass irgendwo Amseln ausgeflogen sind. Bei Rotkehlchen und Rotschwänzchen läuft das ähnlich ab. Als ich heute früh zum Bäcker ging, wusste ich: die Rotschwänzchen sind los. Gesehen habe ich allerdings keins.

Ich finde es gut, das hier auch über den Tellerrand hinaus auf andere Vogelarten geschaut wird. Mein zentrales Interesse sind bekanntermaßen die Wellensittiche und für einige vielleicht sowas wie eine Monokultur, ich höre und sehe aber auch gern unsere heimische Vogelwelt.

Re: Amselküken

Verfasst: Fr Jun 28, 2019 13:02
von Anne DSV2252
Danke Inga für deinen tollen Bericht - ich habe mal wieder was dazu gelernt!

Re: Amselküken

Verfasst: Fr Jun 28, 2019 19:15
von Andrea DSV2463
Neandertaler hat geschrieben: Fr Jun 28, 2019 0:42 Ich höre und sehe aber auch gern unsere heimische Vogelwelt.
Ja, so geht es mir auch und seitdem ich ganzjährig füttere, habe ich dazu
auch noch viel mehr Gelegenheit als in den vergangenen Jahren, was ich echt genieße :)

Re: Amselküken

Verfasst: So Jun 30, 2019 2:28
von Potswellis
Dankeschön Inga, ich hatte ja mal Amseln auf dem Balkon. Ich wusste zwar dass die Kleinen noch nicht ganz gut fliegen konnten als sie raus sind....aber so genau auch nicht.

Re: Amselküken

Verfasst: So Jun 30, 2019 10:21
von Heike
Danke für den Bericht und die Fotos :-) Super, dass Du den Jungvogel rechtzeitig gefunden und wieder frei lassen konntest.
Wir haben viele Meisen im Garten mit denen es ähnlich läuft, da musste ich schonmal eins aus meinem Volierenraum retten da ich bei gutem Wetter die Tür zum Garten aufstelle und es so versehentlich den Weg rein gefunden hatte. Nun achte achte ich auch immer sorgfältig darauf, ob und dass die Eltern in der Nähe sind. :)