Guten Morgen zusammen!
Das Ende des Jahres ist auch immer eine Zeit, wo man verstärkt Rückschau hält, deshalb heute mal ein zwar langer (schon gekürzt), wie ich finde aber sehr schöner Text zum Thema Dankbarkeit von Rainer Haak in dem ich mich auch viel wiederfinde!
Wünsche Euch einen schönen Adventstag und nicht zuviel Stress bei den letzten Vorbereitungen für Weihnachten!
„Weil ich danken will“ von Rainer Haak
Unzählige Male im Laufe meines Lebens hatte ich schon Grund zur Dankbarkeit. Immer wieder begleiteten mich Menschen, die mir wohlgesonnen waren und die mich ohne Einschränkung akzeptierten. Und immer wieder begegneten mir Männer und Frauen, die mein Leben bereicherten, die mir konzentriert zuhörten oder die mir in einer schwierigen Lage weiterhalfen.
Gleich zu Beginn meines Lebens gab es Menschen, die für mich da waren. Einige umsorgten mich liebevoll, gaben mir zu essen und zu trinken, kleideten mich und lehrten mich zu lachen. Einige öffneten mir die Augen und das Herz für meine Mitmenschen und die Natur. Einige waren mir nah und ermöglichten mir zugleich meine Freiheit. All diesen Menschen am Anfang meines Lebens bin ich von Herzen dankbar.
Einem Menschen vertrauen zu dürfen, ist nicht selbstverständlich - aber Vertrauen ist für jeden von uns lebenswichtig. So bin ich dankbar für viele gute, hilfreiche Gespräche, die ich führen durfte – mit einer Freundin, einem Freund, wenn wir uns Zeit füreinander nahmen und uns Ehrlichkeit und Offenheit schenkten.
Schon oft kam mir das Leben hart und ungerecht vor, und manches Mal habe ich mich in meiner Trauer und meinen Sorgen vergraben. Aber glücklicherweise fand ich dann doch immer wieder Abstand zu meinen Problemen und Schwierigkeiten. Mit diesem Abstand konnte ich die Dinge neu betrachten, wieder Hoffnung schöpfen und Lebensmöglichkeiten zulassen. Danke für alle, die mir geholfen haben, diesen Abstand zu finden.
Ich bin dankbar für alle Nähe und Zuwendung, die mir nicht aufgezwungen wird, sondern die ich gerne annehme. Ich danke für alles liebevolle Mitdenken, Mitfühlen, Mitleiden, Mitfreuen, für alles Beistehen und Begleiten. Aber ich danke auch für alle Menschen, die sich über meine Zuwendung und Nähe freuen.
Oft durfte ich Gast sein bei Menschen, die sich über meinen Besuch freuten. Ich bin dankbar für alle Gastfreundschaft, für die geschenkte Zeit, für Wärme in einer oft kalten Welt, für Herzlichkeit und Verständnis, Offenheit und Großzügigkeit. Und für viele Gastgeber ist das alles ganz selbstverständlich!
Wenn ich neuen Menschen begegne und sie näher kennen lernen darf, dann schwingt für mich darin immer wieder etwas von der wunderbaren Vielfalt des Lebens mit. Ich bin dankbar, wenn ich unterschiedliche Meinungen hören darf, neue Lebensformen kennen lerne und interessante Fähigkeiten entdecke. Jeder Mensch ist ein Teil der wunderbaren, großen Schöpfung Gottes.
Ich bin dankbar für mein Leben, das ich einmal aus Gottes Hand erhielt, in dem mich meine Eltern mit allen Kräften förderten und unterstützen – und für das ich inzwischen selbst Verantwortung übernommen habe. Ich kann und will diese Verantwortung auch nicht auf andere abschieben. Und doch sind es viele Mitmenschen, die mit ihrer Liebe und Herzlichkeit dazu beitragen, dass ich jeden Tag gerne lebe.
Ich darf wachsen und meine Kraft und Stärke fühlen, hart und intensiv arbeiten, meine Gaben und Fähigkeiten entwickeln und einsetzen, Erfolge haben und feiern. Aber gleichzeitig bin ich dankbar dafür, dass es einige Menschen gibt, bei denen ich mich auch von einer anderen Seite zeigen darf: schwach und auf Hilfe angewiesen, erschöpft, enttäuscht und meiner selbst gar nicht mehr so sicher.
Ich bin dankbar für alle intensiven Begegnungen, die mein Leben bereichert haben – mit Menschen, die ich regelmäßig treffe und solchen, denen ich nur einmal begegnet bin, im Urlaub und am Arbeitsplatz, in der Jugend und im Alter, in Krankheit und Gesundheit, in glücklichen Zeiten und schweren, im Sommer und im Winter, am Morgen und am Abend.
Es gibt Menschen, die sich – wo immer es möglich ist- für das Leben einsetzen, weil sie das Leben lieben. Sie erwarten dafür keinen Dank. Es gibt Menschen, die – wo immer es möglich ist- das Leben fördern, weil sie sich dem Leben verpflichtet wissen. Sie tun es nicht, um Dank zu erhalten. Es gibt Menschen, die zu mir stehen, weil sie mir in Freundschaft verbunden sind. Sie wollen keine Dankbarkeit. – Und gerade euch möchte ich danken!
