“Schuld“ ist meine älteste Schwester. Zu meinem 5. oder 6. Geburtstag schenkte sie mir einen 1,0 Normal Dunkelblauen Wellensittich von einem Züchter, den alle im Ort kannten. Dieser war von Beruf Ofensetzer und hatte seine Volieren- Anlage in Blicknähe unserer Wohnung. Ich bekam den Vogel (Peter) in einem kleinen Käfig und war sehr überrascht, auch deshalb, weil ich gar nicht wusste, was ich mit ihm anfangen sollte. Gefreut habe ich mich trotzdem. Ich denke, meine Schwester wollte ihn mir deshalb schenken, weil ich ihr in dieser Familie, wie soll ich sagen, etwas verloren vorkam. Als kleines Kind war ich natürlich nicht in der Lage, dies in Worte zu fassen aber mein Gefühl zu dieser Situation ist heute noch das gleiche wie damals. Neben der Farbe erinnere ich mich noch, dass er eine blaue Wachshaut hatte und ansonsten viel Weiß im Gesicht, was impliziert, dass er schon ausgewachsen war, also kein Jungtier mehr. Deshalb war er wohl auch so flatterig und wurde nicht zahm. Ich hatte Höllenrespekt vor ihm und seinem Schnabel, weil er mir groß wie ein Adler vorkam (in meinem Kindskopf). Egal wer den Finger durch die Gitterstäbe steckte, er bekam seine Antwort mit Bissen und lautem Gezeter. Den Umgang mit dem Vogel hat mir natürlich niemand erklärt und so entstand eine Beziehung zu ihm, die meistens durch Anschauen mit einem passenden Sicherheitsabstand ihren Ausdruck fand. Mein Vater interessierte sich für ihn, war aber meistens arbeiten. Baden musste er bei Vatern, was dem Vogel nicht so gefiel, mein Vater war aber sehr behutsam bei diesen Aktionen. Für meine Mutter machte der Vogel nur Dreck. Da Saubermachen mit der Zeit ihr großes Hobby wurde, passte der Vogel auch nicht ganz so in ihr mittlerweile entstandenes Weltbild. Dann hieß es: “Der Vogel muss weg, der Junge interessiert sich überhaupt nicht für ihn.“ So können nur Eltern reagieren, die mehr mit sich beschäftigt sind als mit dem Rest Drumherum. Der Wellensittich kam dann in eine befreundete Familie, die ebenfalls einige Kinder hatten. Da wurde er ein vollwertiges Familienmitglied. Er wurde zahm, sprach etwas und wurde auch recht alt. Ich sah ihn ja regelmäßig. In unsere Familie gab es einige die Wellensittiche hielten. Z.B. Oma oder auch eine Tante, die einen sehr schönen “Türkisfarbenen“ besaß. Überhaupt hatte jeder zweite DDR Haushalt einen Wellensittich. Viele Klassenkameraden hatten einen (manche auch nicht nur einen
). Ein Klassenkamerad, ein Freund, hatte einen, ich glaube, Opalin Dunkelgrünen oder Graugrünen, ich weiß es gar nicht mehr, ein Weibchen auf jeden Fall. Dieser Vogel schlief in einem Bett mit ihm. Eines Tages brach sich der Vogel dabei ein Beinchen. Jedenfalls waren immer Wellensittiche um mich herum. Es gab doch einige Züchter in meiner Gegend und jeder wusste, wo die zu finden waren. Die Zoohandlungen waren auch recht gut. Es blieb mir auch stark in Erinnerung, dass das Futter, die Körnermischung als auch die Rote Kolbenhirse, sehr stark dufteten. Genau wie der Anissand oder der Vogel an sich. Diese Erfahrungen habe ich gut abgespeichert und ich kann sie noch heute abrufen. Insgeheim war es mein Wunsch, in Kontakt mit diesen Vögel zu kommen, was mir aber zunächst verwehrt blieb. Ich wollte sie verstehen, begreifen, ihr Wünsche und Bedürfnisse herausfinden. Heute betrachtet, zeigt das wohl eher MEINE Bedürfnisse und meine Interaktion mit meiner Umwelt. Jedoch ist diese Art der Kompensation durchaus sehr förderlich und hilft, Defizite auszugleichen, auch wenn es nur ein Schritt dazu ist. Doch u.a. deswegen gibt es die Konstellation Mensch und Tier ja überhaupt. Bei mir hatte das wohl stets pädagogischen Wert. Darauf ausruhen sollte man sich aber lieber nicht.
Viele, viele Jahre später, ich lebte noch Zuhause, wollte meine Oma ihre Wellensittichhenne
abgeben. Opalin Hellgrün und steinalt aber zahm und sprechend. Da unterstützten mich
meine Eltern dann (ich weiß nicht, ob sie etwas gutmachen wollten oder es ganz einfach nur
Zufall war oder so etwas wie Eigeninteresse, da sie vor meiner Geburt auch mal einen
zahmen Wellensittich besaßen und meine Mutter gar mit Wildvögeln aufwuchs). Ich nahm
diesen Vogel samt Zubehör in meinem Zimmer auf. Tage später entschied sich meine
zweitälteste Schwester ebenfalls ihren Wellensittich abzugeben. Opalin Graugrün 0,1. Auch
ihn nahm ich samt Zubehör auf. Am Ende hatte ich dann vier Vögel. Es blieb auch bei der
Zahl,als die beiden Hennen aus meiner Familie starben. Ich hatte dann auch für mich damals
seltene Farbschläge, wie einen Aufgehellten in AGG (1,0), was ich damals nicht bestimmen
konnte und einen ungewöhnlichen Mauve- Violett Farbigen (0,1).
So fing dann alles an. Ich bildete mich intensiv, wie es damals halt möglich war. Dann hatte ich das Alter und lebte nicht mehr daheim, heiratete, mein Sohn war unterwegs. Meine Wellensittiche bekam ein Freund, der bereits mit der Zucht beschäftigt war. Dennoch hielten wir letztendlich einen Wellensittich, eine 0,1 Zimtopalin Hellblau, was damals schon unter Schauwellensittich lief. Zum abgegebenen “Bestand“ gehörte allerdings schon einmal ein erster Schauwellensittich. Es war ein 1,0 EGG II Spangle Hellblau. Opalin oder nicht, weiß ich nicht mehr.
Der Schritt vom Halter zum Züchter fand auch auf Vorschlag meiner Eltern statt. Wir bzw. Sie hatten einen sehr schönen Garten. Das war Ende 1993. Ich benutzte zum Beginn einen kleinen Schuppen, wo ich zunächst in Boxen züchtete. Dann wurde jedoch ein Vogelhaus mit Innen- und Außenvolieren gebaut. Der Bestand, auf viele Jahre gesehen, setzte sich zu 90% aus Hansi-Bubi Vögel zusammen, der Rest waren Standardvögel bzw. Mischformen. Der Anfangspaare bestanden zu Hälfte aus Vögeln eines Züchters (Hähne) und aus dem Zoohandel (Hennen). Die Paarwahl war im Prinzip frei. Ende 2002 zog ich weit weg (vom Land Brandenburg nach NRW) und gab die Zucht auf. Der vorhandene Bestand wurde von meinem Vater bis Ende 2007 gepflegt, was er mit Hingabe tat. Gezüchtet wurde nicht mehr. Es waren auch nur noch 5-6 Vögel am Ende übrig. 2008 verstarb mein Vater dann. Einer der Urväter meiner Zucht, ein 1,0 Hellgrün, war zu diesem Zeitpunkt (2007), bin ich mir sicher, immer noch vorhanden und müsste somit 14 Jahre alt gewesen sein. Er ging mit dem Rest Ende 2007 (Dezember) zu einem Vogelhalter in der Nähe meines ursprünglichen Heimatortes. Von ihm stammten auch zwei Wellensittiche (1,0 Dunkelblau/0,1 Dunkelgrün) ab, die ich nach NRW mitnahm. Bis 2004 oder 2005 war dieses Pärchen bei mir. Da ich beruflich und privat stets viel unterwegs war, verloren die Wellensittiche plötzlich irgendwann ihre Zahmheit und ich nahm sie dann mit zurück nach Brandenburg, in den Restbestand, den ja wie erwähnt mein Vater versorgte.
In dieser fast zehnjährigen Zucht, hielt und züchtete ich überwiegend Normale und Opaline was auch einfach meiner Vorliebe und auch der damaligen Nachfrage in meiner Gegend entsprach. Allerdings stellten sich eines Jahres (1995/96 oder 97) Hellflügel beim Nachwuchs ein (Hellblaue und Dunkelblaue), die im Prinzip keine Flügelzeichnung mehr hatten. Also ganz weiße Flügel. Quasi wie Australische Hellflügel. Diese gingen allerdings als letzte weg, da Leute lieber Normal oder Opalin Hellgrüne, Hellblaue, Dunkelgrüne, Dunkelblaue und Olivfarbige haben und kaufen wollten. Selbst Violett oder Mauve war damals nicht so gefragt. Mit Lutino konnte ich noch dienen, die waren auch sehr gefragt.
Von da an (spätestens 2004/2005?) war ich bis Sommer 2010 wellensittichlos. Da meine neue und noch heutige Partnerin sehr viel für Wellensittiche übrig hatte und einige Jahre vorher für ca. 10 Jahre einen Wellensittich hielt (auch einen 1,0 Normal Dunkelblauen) und wir letztendlich eben auch diese Leidenschaft teilten, zog der erste Wellensittich in jenem Jahr bei uns ein. Obwohl ich nie ganz den Faden zu Wellensittichen verlor, musste ich mich erst wieder erneut in das Thema vertiefen. Aber recht schnell kamen das Wissen und die Erfahrungen zurück. Heute bin ich wieder recht fit und kann mitreden. Bis auf eine Witwe, halten wir Vögel, die aus Zuchten renommierter Schauwellensittichzüchter stammen. Wir werden dieses Jahr noch mit der Zucht beginnen, in einem ganz kleinen Maßstab, allerdings ohne Ausstellungsambitionen. Unsere Wohnsituation erlaubt das Züchten seit Ende 2011 und jetzt ist es endlich wieder Zeit zu beginnen. Allerdings möchte ich nach meinen Erfahrungen als Hansi- Bubi Züchter, jetzt Erfahrungen als Schauwellensittichzüchter sammeln aber eben nicht im klassischen Stil. Für die andere Variante reichen Raum, Zeit und meine Persönlichkeit eben nicht. Ich verfolge noch andere Interessen die mitunter sehr zeitintensiv sind und trotz aller Bewunderung für das Schauwesen und ihren engagierten Mitgliedern, fehlt mir das Aussteller-Gen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich befürchte, mit meinen Fähigkeiten und Können stets nur hintere Plätze zu belegen aber dies dauerhaft. Die Bewunderung die ich anstrebe, würde somit gar nicht stattfinden und das möchte ich mir ersparen. Meine Großartigkeit möchte ich dann auch weiterhin dort erlangen, wo die anderen schwächer sind. Ich finde, dass ist recht menschlich und nachvollziehbar.
So lasse ich bzw. wir alles in einem ganz kleinen und bescheidenen Stil und schauen ob das funktioniert oder eben nicht.
I can´t stay another day in here with you I feel like my time is running out I know that much for sure.
eine typische Neandertaler-Antwort 
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Im Herzen: Piep, Matz, Pitty, Pauly, Willy, Charly, Micky, Sunny, Olli, Flocky, Benny und Lucky
